IDE-Optimierung für schwache Computer

Android-Studio: Einrichtung (Logo)
Kann Android-Studio auf schwachen Computern eingesetzt werden?

Ja, die Verwendung von Android-Studio auf weniger leistungsstarken bzw. älteren Rechnern ist durchaus möglich. Sofern du also die Entwicklungsumgebung auf einem Computer einsetzen möchtest, der nicht die empfohlenen Hardware-Voraussetzungen von Google erfüllt, kannst du mehr als eine IDE-Optimierung vornehmen. Dabei zeigen wir dir in unserem Beitrag nicht nur Tipps zur Optimierung von Android-Studio, sondern zusätzlich ein paar Ratschläge zur Performance-Steigerung unter Windows 10. Du solltest auch zwischendurch Android-Studio neustarten, um die Änderungen wirksam werden zu lassen.

 

Voraussetzung:
Android-Studio muss für unsere IDE-Optimierungs-Tipps heruntergeladen, installiert und gestartet sein. Falls du Android-Studio noch nicht installiert haben solltest, dann gehe einfach die Schritte in unserer Anleitung durch.

 

Tipp 1: „Power Save Mode“ einschalten
Die Aktivierung des "Power Save Mode" schaltet eine Reihe von speicher- und batterieintensiven Hintergrund-Operationen aus. Dazu gehören z. B. On-the-Fly-Inspektionen, Error-Highlighting, Autopopup-Code-Vervollständigung und automatische inkrementelle Hintergrundkompilierung.

Um diesen Modus unter Android-Studio einzuschalten, gehst du oben links zuerst auf "File" und danach im Dropdown-Menü auf den Eintrag "Power Save Mode". Anschließend musst du kurz warten, bis die IDE den Modus aktiviert hat.

Android-Studio: Power Save Mode aktivieren

 

Tipp 2: Unnötige Lint-Überprüfungen deaktivieren
Info: "Lint" ist ein Tool zur statischen Code-Analyse, das Projekt-Quelldateien auf mögliche Fehler und Optimierungsverbesserungen für Korrektheit, Sicherheit, Leistung, Benutzerfreundlichkeit und Internationalisierung überprüft. Ursprünglich war Lint als Erweiterung eines Compilers im Einsatz. Heutige Compiler beherrschen jedoch die gleichen Fähigkeiten wie Lint und so ist die Bedeutung von Lint zurückgegangen. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Verwendung von Lint aber weiterhin, da es z. B. mit einer geringen Größe und hohen Stabilität glänzen kann.

In Android-Studio kommt "Lint" zum Einsatz und kann in seinen Aufgaben eingeschränkt werden, was in weniger Arbeit und Ressourcenverbrauch resultiert. Dazu musst du im ersten Schritt zunächst oben links auf "File" und danach auf den Menü-Punkt "Settings" gehen.

Android-Studio: Lint optimieren
Dann klappst du links die Kategorie "Editor" auf und gehst danach auf "Inspections". Nun findest du mittig eine ganze Reihe an Sprachen und Techniken, die von Lint analysiert werden. Nimm in der Spalte rechts neben den Sprachen überall dort den Haken heraus, wo Lint keine Überprüfungen machen soll. Hier kannst du z. B. die Haken bei "C/C++" oder "Kotlin Android" ohne Probleme entfernen, wenn du nur Apps in Java entwickeln möchtest. Bestätige zum Schluss die Änderungen noch mit einem Klick auf den "OK"-Button.

Android-Studio: Lint optimieren (Schritt 2)

 

Tipp 3: Maximale Heap-Größe für Gradle reduzieren
Info: "Gradle" ist ein skript-basiertes automatisches Build-Management-System in Android-Studio. Es dient zur Automatisierung von Builds, Tests, Publishing und Deployment. Gradle nutzt dabei eine domänenspezifische Sprache (DSL), um die zu bauenden Projekte zu beschreiben.

Die maximale Standard-Heap-Größe von Gradle in Android-Studio liegt bei 1536MB. Um diese Heap-Größe nun zu ändern, musst du in der Projekt-Ansicht zunächst auf "Gradle Scripts" klicken und danach die Datei "gradle.properties" mit einem Doppelklick öffnen. Innerhalb dieser Datei findest du im unteren Bereich die Zeile:

org.gradle.jvmargs=-Xmx1536m

Android-Studio: Heap-Größe von Gradle ändern (Schritt 1)
In dieser Zeile änderst du jetzt den Wert "1536" auf einen kleineren Wert wie z. B. "1024" und gehst zum Schluss oben rechts auf "Sync Now" , um eine Gradle-Synchronisation durchzuführen.

Android-Studio: Heap-Größe von Gradle ändern (Schritt 2)

 

Tipp 4: Parallele Kompilierung abschalten
Android Studio bietet die Möglichkeit unabhängige Module parallel zu kompilieren, was jedoch mehr Speicher benötigt und somit dein System ausbremsen könnte. Standardmäßig ist diese Option zwar deaktiviert, eine Überprüfung schadet aber auch nicht und gegebenenfalls kannst du es jetzt deaktivieren. Gehe also in Android-Studio zunächst oben links auf "File" und danach auf den Listeneintrag "Settings".

Android-Studio: Parallele Kompilierung deaktivieren (Schritt 1)
Innerhalb der Einstellungen klickst du auf der linken Seite zuerst doppelt auf "Build, Execution, Deployment" und danach auf "Compiler". Anschließend musst du auf der rechten Seite oben in der Zeile "Compile independent modules in parallel" überprüfen, ob dort ein Haken gesetzt ist. Falls ja, dann entferne diesen Haken jetzt mit einem Klick darauf. Danach gehst du ganz unten rechts auf den "OK"-Button, um die Änderung zu bestätigen.

Android-Studio: Parallele Kompilierung deaktivieren (Schritt 2)

 

Tipp 5: Temporäre Dateien löschen (Windows 10)
Info: Dieser Schritt könnte insbesondere dann einen Leistungsschub bringen, wenn du Android-Studio schon länger verwendest.

Die Schritte zu diesem Optimierungs-Tipp werden nicht innerhalb, sondern außerhalb von Android-Studio in Windows 10 durchgeführt. Deswegen beende jetzt die Entwicklungsumgebung und tippe unten links in das Windows-Suchfeld "ausführen" ein und klicke im Anschluss daran auf das Tool "Ausführen".

Windows 10: Temporäre Dateien löschen (Schritt 1)
Nun musst du "%temp%" in das Öffnen-Feld eingeben und auf "OK" klicken oder die "ENTER-Taste" drücken, um den Temp-Ordner von Windows zu öffnen.

Windows 10: Temporäre Dateien löschen (Schritt 2)
Innerhalb des Temp-Ordners findest du temporär angelegte Dateien, die du jetzt alle mit gleichzeitigem Drücken der Tasten "STRG" und "A" auswählst. Danach machst du einen Rechtsklick und gehst im Kontextmenü auf "Löschen". Falls eine Meldung der Benutzerkontensteuerung erscheint, bestätige diese mit "Ja". 

Windows 10: Temporäre Dateien löschen (Schritt 3)
Windows frägt dich danach, ob du die zu löschenden Dateien in den Papierkorb verschieben möchtest, was du erneut mit "Ja" bestätigst.

Windows 10: Temporäre Dateien löschen (Schritt 4)

 

Tipp 6: Offline-Modus für Gradle einschalten
Info: Wenn du eine begrenzte Bandbreite hast, empfiehlt es sich den Offline-Modus bei Gradle einzuschalten, um zu verhindern, dass Gradle während des Builds fehlende Abhängigkeiten herunterlädt. Sobald der Offline-Modus eingeschaltet ist, wird Gradle nur einen Build-Fehler ausgeben, falls es Abhängigkeiten vermissen sollte und versucht nicht diese herunterzuladen.

Starte jetzt also wieder Android-Studio und gehe oben links zuerst auf "File" und danach auf den Menü-Punkt "Settings". 
 Android-Studio: Offline-Modus bei Gradle aktivieren (Schritt 1)
In den Einstellungen öffnest du auf der linken Seite mit einem Doppelklick zunächst "Build, Execution, Deployment" und danach mit einfachem Mausklick "Gradle". Setze anschließend im Abschnitt "Global Gradle settings" einen Haken bei "Offline work" und bestätige die Änderung mit einem Klick auf "OK".

Android-Studio: Offline-Modus bei Gradle aktivieren (Schritt 1)

 

Tipp 7: Virtualisierung bei Avast deaktivieren
ACHTUNG: Dieser Tipp betrifft nur Benutzer der Antiviren-Software "Avast"! Wenn du also Avast nicht verwendest, kannst du diesen Tipp ignorieren!

Falls du auf deinem Rechner einen Intel-Prozessor mit Unterstützung für HAXM hast, dann verhindert oft die Virtualisierungsfunktion von "Avast" die problemlose Hardware-Beschleunigung für den Emulator. Das Ergebnis ist meist ein Emulator der nur sehr träge oder gar nicht funktioniert! Falls du also Avast im Einsatz hast und HAXM bei dir bereits installiert wurde, dann versuche die nachfolgenden Schritte.

Mache unter Windows 10 unten rechts erstmal einen Rechtsklick auf das "Tray-Icon" von Avast und klicke danach im Kontextmenü auf "Avast Benutzerschnittstelle öffnen". 

Avast Antivir: Virtualisierung deaktivieren (Schritt 1)
Im zweiten Schritt gehst du ganz unten links auf die "Einstellungen".

Avast Antivirus: Virtualisierung deaktivieren (Schritt 2)
Innerhalb der Einstellungen von Avast klickst du jetzt zunächst auf "Fehlerbehandlung" und entfernst anschließend den Haken bei "Hardware-unterstützte Virtualisierung aktivieren". Zum Schluss bestätigst du die Änderung mit einem Klick auf "OK" und startest den Rechner neu.

Avast Antivirus: Virtualisierung deaktivieren (Schritt 3)

 

Tipp 8: HAXM installieren
HAXM steht für "Hardware Accelerated Execution Manager" und bezieht sich auf die Hardware-Beschleunigung bei bestimmten Intel-Prozessoren. HAXM kann für einen immensen Performance-Schub des Android-Emulators sorgen und sollte immer aktiviert werden, falls die CPU diese Technik unterstützt. Alle Schritte zur Überprüfung der HAXM-Unterstützung und Installation findest du in unserem gesonderten Artikel "Hardware Accelerated Execution Manager (HAXM) installieren".

 

Tipp 9: Maximale Heap-Größe von Android-Studio verkleinern
Standardmäßig hat der Heap der JVM unter Android-Studio eine maximale Größe von 1280MB und sollte eigentlich unverändert gelassen werden. Wenn dein Computer jedoch nur 2GB oder gar noch weniger Arbeitsspeicher (RAM) haben sollte, kannst du diesen Maximalwert für den Heap verkleinern (falls in diesem Fall Android-Studio überhaupt läuft!). In unserer Anleitung "Maximale Größe des Heaps erhöhen" zeigen wir dir zwar die Vergrößerung dieser Heap-Obergrenze, du kannst aber bei Schritt 2 der Anleitung einfach einen Wert einstellen, der kleiner als 1280MB ist und diesen abspeichern. 

ACHTUNG: Der Wert für die Heap-Obergrenze sollte nicht zu klein werden (<512MB), da am Ende Android-Studio eventuell gar nicht mehr läuft. Probiere deswegen einfach ein paar Werte bei dir aus, bis du einen geeigneten Wert gefunden hast.