Barrierefreiheit in Android-Apps und auf Webseiten

Die Illustration zeigt verschiedene digitale Geräte wie Smartphones, Tablets und Laptops, auf denen Symbole für Barrierefreiheit angezeigt werden, z.B. ein Rollstuhl, eine Brailleschrift und ein Ohr mit Schallwellen. Um die Geräte herum sind Menschen verschiedener Altersgruppen und mit unterschiedlichen Behinderungen zu sehen, die die Geräte nutzen. Dies stellt die Bedeutung und die Notwendigkeit der Barrierefreiheit in digitalen Anwendungen dar, um allen Menschen den Zugang zu ermöglichen.

Barrierefreiheit (Accessibility) in digitalen Anwendungen ist ein entscheidender Faktor, um alle Nutzer unabhängig von körperlichen oder sensorischen Einschränkungen einzubeziehen. Dabei geht es darum, dass Apps und Webseiten so gestaltet sind, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Bedürfnissen sie problemlos nutzen können. Barrierefreiheit ist nicht nur ein ethisches Anliegen, sondern auch eine gesetzliche Verpflichtung, deren Nichteinhaltung zunehmend zu Sanktionen führen kann. In diesem Artikel erfährst du, wie du Barrierefreiheit in Android-Apps und auf Webseiten umsetzt, welche Tools zur Überprüfung existieren und warum es so wichtig ist.

Warum ist Barrierefreiheit wichtig?

Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Angebote für alle Menschen zugänglich sind. Dies betrifft Menschen mit Sehbehinderungen, Hörproblemen, motorischen Einschränkungen oder auch kognitiven Beeinträchtigungen. Schätzungen zufolge haben über eine Milliarde Menschen weltweit eine Behinderung, die ihre Interaktion mit digitalen Geräten beeinträchtigen kann. Wenn Android-Apps oder Webseiten nicht barrierefrei sind, schließen sie diese Nutzer aus – ein ethisch und wirtschaftlich problematischer Zustand.

Für Unternehmen sind barrierefreie Apps und Webseiten auch ein Wettbewerbsfaktor: Ein breiterer Nutzerkreis erhöht die Reichweite und verbessert das Markenimage. Zugleich gewinnen barrierefreie Lösungen an Relevanz, da immer mehr Länder strenge gesetzliche Vorgaben zur Barrierefreiheit digitaler Produkte erlassen. Diese Vorgaben haben rechtliche Konsequenzen, die bei Verstößen empfindliche Strafen nach sich ziehen können.

Android-Apps barrierefrei gestalten: Die wichtigsten Aspekte
  • Bedienung per Bildschirmleser (Screen Reader)
    Nutzer, die nicht gut sehen können, verwenden Screen Reader wie TalkBack, der Texte vorliest und interaktive Elemente beschreibt. Buttons, Links und andere Bedienelemente sollten daher klar benannt sein und sinnvolle Alternativtexte (Content Descriptions) enthalten. Statt einfach „Button1“ ist eine Beschreibung wie „Artikel lesen“ sinnvoll.
  • Kontrast und Schriftgröße
    Für Menschen mit Sehbehinderungen ist es wichtig, dass Texte und Bedienelemente gut lesbar sind. Android bietet Anpassungen für hohen Kontrast und flexible Schriftgrößen. Entwickler können dies unterstützen, indem sie Layouts und Schriftgrößen skalierbar gestalten und Farbkontraste verwenden, die auch bei eingeschränktem Sehvermögen gut wahrnehmbar sind.
  • Bedienung ohne Touchscreen
    Barrierefreie Apps sollten sich nicht nur per Touch, sondern auch über eine externe Tastatur steuern lassen. Dies hilft Menschen mit motorischen Einschränkungen, die eventuell keine Touchscreens verwenden können. Android ermöglicht es, die Bedienung der App mit der Tab-Taste durch die Elemente zu navigieren.
  • Sinnvolle Hierarchien und einfache Navigation
    Eine klare Struktur und logische Hierarchien machen es allen Nutzern leichter, die App zu bedienen. Screen Reader lesen Elemente in einer bestimmten Reihenfolge vor. Eine sinnvolle Anordnung der Elemente sorgt dafür, dass die Nutzer sich leicht zurechtfinden.
Barrierefreiheit auf Webseiten: Die wichtigsten Aspekte
  • Strukturierte Überschriften und alternative Bildtexte (Alt-Texte)
    Eine sinnvolle Strukturierung der Überschriften hilft Menschen mit Screen Readern, schnell durch den Inhalt zu navigieren. Zudem sollten alle Bilder und Grafiken mit Alt-Tags versehen sein, die den Bildinhalt beschreiben.
  • Kontrast und Farben
    Text und Hintergrund sollten einen hohen Kontrast haben. Tools wie der WebAIM Contrast Checker helfen dabei, optimale Kontraste zu finden. Farbblinde Nutzer profitieren auch davon, wenn Farbinformationen zusätzlich durch Symbole unterstützt werden.
  • Bedienung mit der Tastatur
    Alle wichtigen Funktionen einer Webseite sollten ohne Maus, nur mit der Tastatur, erreichbar sein. Menschen mit motorischen Einschränkungen sind oft auf eine Navigation per Tastatur angewiesen.
  • Formulare und Eingabefelder
    Eingabefelder sollten klar beschriftet sein, sodass Screen Reader sie korrekt erkennen und vorlesen können. Hinweistexte und Fehlermeldungen müssen eindeutig und verständlich sein, um allen Nutzern zu helfen.
Tools zur Überprüfung der Barrierefreiheit in Android
  • Accessibility Scanner
    Der Accessibility Scanner von Google ist ein kostenloses Tool, das Schwachstellen in der Barrierefreiheit von Android-Apps identifiziert. Es bietet Vorschläge für Verbesserungen, etwa bei unzureichenden Alternativtexten oder schwer lesbaren Schriftfarben.
  • TalkBack
    TalkBack ist der Screen Reader von Android und bietet eine realitätsnahe Möglichkeit, eine App aus der Perspektive eines sehbehinderten Nutzers zu erleben. Entwickler können damit testen, ob ihre App intuitiv und klar bedienbar ist, wenn sie nur per Sprache gesteuert wird.
  • UI Automator
    Mit dem UI Automator von Android lassen sich Tests für die App-Steuerung per Tastatur erstellen. Dies hilft zu überprüfen, ob alle Funktionen einer App ohne Touch-Gesten erreichbar sind.
  • Contrast Checker
    Verschiedene Contrast-Checker-Apps helfen, den Kontrast zwischen Text und Hintergrundfarbe zu prüfen. Im Android Studio gibt es eine integrierte Funktion, die Kontraste überprüft und meldet, wenn sie nicht den Richtlinien entsprechen.
Strafen bei Verstößen gegen Barrierefreiheit

Gesetze zur Barrierefreiheit sind in vielen Ländern bereits in Kraft und werden zunehmend verschärft. In der Europäischen Union schreibt die EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit (European Accessibility Act) vor, dass digitale Angebote für alle zugänglich sein müssen. Bis 2025 sollen Unternehmen sicherstellen, dass ihre Apps und Webseiten den Barrierefreiheitsstandards entsprechen. Wer dagegen verstößt, muss mit Bußgeldern und möglichen Klagen rechnen.

In den USA regelt der Americans with Disabilities Act (ADA) die Barrierefreiheit. Unternehmen, deren digitale Angebote nicht barrierefrei sind, können verklagt werden. Große Marken und Online-Händler wie Domino’s Pizza wurden bereits aufgrund unzureichender Barrierefreiheit verklagt und mussten ihre Webseiten und Apps entsprechend anpassen.

Fazit: Barrierefreiheit als Chance und Verpflichtung

Barrierefreiheit ist mehr als ein gesetzlicher Zwang. Sie ist ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft und ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion. Für Entwickler und Unternehmen ist sie eine Chance, die Reichweite ihrer Produkte zu erhöhen und ein positives Image zu schaffen. Wer heute in Barrierefreiheit investiert, ist gut für die Zukunft aufgestellt und minimiert rechtliche Risiken. Die Tools zur Überprüfung der Barrierefreiheit in Android bieten praktische Hilfsmittel, um den Standard zu erreichen und so möglichst vielen Menschen den Zugang zu digitalen Inhalten zu ermöglichen.

 

 

*** Das Bild wurde KI-generiert ***